Forschungsgruppe Wirtschaft und Finanzen des Weltethos-Institut erarbeitet gemeinsamen radikalen Dekarbonisierungsvorschlag an der FHWS
Der im Rahmen einer Tagung der Weltethos-Forschungsgruppe Wirtschaft und Finanzen (WEFG) in der FHWS Würzburg-Schweinfurt weiter entwickelte politisch-finanzielle Vorschlag zielt auf die rechtzeitige und vollständige Dekarbonisierung (Defossilisierung) von Wirtschaft und Gesellschaft bei gleichzeitig wohlstandssichernder Innovationsanregung.
Laut dem weltweiten Budgetansatz dürften insgesamt rund 420 Gigatonnen (GT) CO2 emittiert werden, wenn die 1,5°-Grenze nicht überschritten werden soll. Deutschland stellt ca. 1% der Weltbevölkerung und hat dadurch ein entsprechend begrenztes Budget. Bei 80 Mio. Einwohnern dürfte jeder noch 37,5 t CO2 emittieren. Damit würden wir in ca. 3 ½ Jahren an die Grenze stoßen. Die Politik muss eine verbindliche Budgetierung und Rückführung des CO2-Ausstoßes sicherstellen.
Daher fordert die Forschungsgruppe eine adäquate CO2-Bepreisung an der Quelle, nämlich dort, wo fossile Energieträger aus dem Boden geholt oder importiert werden. Die Forschungsgruppe empfiehlt eine Abgabe von ca. 2.000 EUR/t CO2 um einen hinreichenden Effekt zu erzielen. In Verbindung mit einem von Jahr zu Jahr gedeckelten und schließlich gegen Null gehenden CO2-Budget können so stark innovationsfördernde Marktbedingungen für rechtzeitige CO2-Emissionsneutralität geschaffen werden. Der Vorschlag ist am noch real verbleibenden aktuellen CO2-Budget orientiert und kann aktualisierten Erkenntnissen folgend angepasst werden.
Einnahmen aus der CO2-Bepreisung sollen den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDG) folgend Bürgerinnen und Bürgern vom Staat im Voraus erstattet werden (bei 37,5 t rund € 75.000 pro Kopf), um Kaufkraft für CO2-emissionsfreie oder CO2-emissionsarme Technologien freizusetzen, soziale Nachteile zu vermeiden und gleichzeitig starke Innovationsanreize für die Wirtschaft zu setzen. Die in Konzept und Umsetzung beschriebene Maßnahme wird als Teil weiterer gleichzeitig stattfindender Veränderungen verstanden, so dass die Transformation unserer Gesellschaften als Umbau und konsequenter Abbau nicht-nachhaltiger Strukturen noch gelingen kann.
„Unser radikaler Strukturwandelvorschlag ist das konsequente Handeln, das wir nun politisch brauchen, um den katastrophalen Entwicklungen zu entgehen, die uns mit den aktuellen halbherzigen politischen Maßnahmen drohen.“ erklärt Forschungsgruppenmitglied Prof. Dr. Harald Bolsinger, Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften und Gastgeber der Tagung. Klimaschutz, Wohlstandssicherung und soziale Ausgewogenheit müssen laut seiner Einschätzung durch eine extreme Strukturwandelbeschleunigung mittels zielführender CO2-Rationierung gleichzeitig verfolgt werden.
Weitere Informationen finden Sie im Forschungspapier.