Fachkräftemangel: Mit dem „EVAA“-Prinzip wirksam dem Wachstumsrisiko begegnen
Geschäfts- und Wachstumsrisiko Fachkräftemangel: Prof. Dr. Steffen Hillebrecht plädiert für das „EVAA“-Prinzip: Mit einer Kombination aus Entwicklung, Vergütung, Arbeitszeit und Anerkennung könne man der Herausforderung begegnen. Der Professor lehrt an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg- Schweinfurt. Der Fachkräftemangel sei nicht allein eine Frage der zu geringen Bewerbendenzahlen, sondern darüber hinaus weiteren Faktoren geschuldet. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass höhere, attraktivere Gehälter am Ende auf die Verkaufspreise durchschlagen - wer gute Qualität haben will, wird dann für das Hemd 10 oder 15 Euro mehr zahlen.“
Zu den Hintergründen des Fachkräftemangels
Prof. Dr. Ralf Jahn, IHK-Hauptgeschäftsführer, erläuterte im Jahresrückblick, der Fachkräftemangel habe sich im Herbst 2021 für 64 Prozent der unterfränkischen Unternehmen als Risikofaktor für ein weiteres Wachstum dargestellt. Die IHK-Vizepräsidentin, Caroline Trips, unterstreicht diese Aussage: „Der Fachkräftemangel zählt derzeit zu einem der Top- Geschäftsrisiken.“ Laut dem IHK-Fachkräftemonitor Bayern fehlen der unterfränkischen Wirtschaft aktuell rund 11.000 Fachkräfte – bis zum Jahr 2030 könnte sich diese Zahl auf etwa 51.000 Personen fast verfünffachen.
Als mögliche Ursachen werden folgende Faktoren genannt:
- der demografische Wandel
- der globale Wettbewerb
- die mangelnde Attraktivität von Ausbildungsberufen
- neue Technologien / Digitalisierung
Als Maßnahmen werden u. a. vorgeschlagen:
- Mitarbeitende auch während der Elternzeit einbinden
- ältere Mitarbeitende halten bzw. einbinden
- Zuwanderung von Fachkräften erleichtern und fördern
- Menschen mit Behinderung inkludieren
- die Arbeitszeit von Teilzeitkräften aufstocken
- hybride Arbeitsmodelle anbieten
- die Unternehmenskultur optimieren
- das Employer Branding stärken (Markenbildung als attraktives Unternehmen)
In der Bevölkerung widersprächen sich Entscheidungen von Kopf und Füßen vielfach: Das Einkommen solle hoch, die Arbeitszeit möglichst niedrig sein – parallel jedoch sollten die Produkte sowie Dienstleistungen zu Schnäppchenpreisen zu haben sein. Internationale Fachkräfte seien oft nicht sofort einsetzbar, sie würden häufig erst über einen Zeitraum von zwei bis fünf Jahren im Arbeitsmarkt integriert. Wie kann man mit diesen Erwartungshaltungen dem Fachkräftemangel begegnen? Steffen Hillebrecht möchte an mehreren Punkten ansetzen. Einige Beispiele:
- Die FHWS bildet gerade auch in den Ingenieurstudiengängen breitgefächerten wissenschaftlichen Nachwuchs aus.
- Das Fachkräftethema sei oft auch ein Führungsthema: Eine gute Führung werde nicht immer wertgeschätzt und durch Angestellte mitgetragen. Studierende erlernen bereits während ihres Studiums, Führungsaufgaben in Wirtschaft und Verwaltung zu übernehmen oder selbstständig unternehmerisch tätig zu werden.
- Dynamische Systeme in Unternehmen benötigten Impulse: So habe beispielsweise ein Unternehmer aus Lauda das sogenannte Innovationszentrum „Brainstation“ im historischen Bahnhof in Lauda entwickelt als Marktplatz für Unternehmen, Startups, Bildungsinstitutionen, Bürgerschaft und Politik.
- New Work-Angebote: Durch Angebote mit mobilem bzw. hybriden Arbeiten lassen sich Fachkräfte, die für die Aufnahme einer neuen Tätigkeit nicht umziehen möchten, als Mitarbeitende gewinnen.