Chinese Management: Wie harmonische Zusammenarbeit in deutsch-chinesischen Firmen gelingt
Chinesische Einkaufstour: Auch in der Region Unterfranken kaufen sich immer mehr chinesische Investoren in Unternehmen ein. Wie sich das auf die Unternehmensführung auswirkt, haben Studierende der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) untersucht. Prof. Dr. Steffen Hillebrecht leitete das studentische Projekt, dessen Aufgabe es war, Unterschiede in deutschen und chinesischen Führungsphilosophien herauszustellen.
Der Wirtschaftspresse zufolge haben allein in den zurückliegenden zwei Jahren chinesische Unternehmen über dreißig Milliarden Euro in Deutschland investiert. Nach Angaben der „Stimme des Mittelstandes – Die Deutsche Wirtschaft“ (DDW) belegen chinesische Eigentümer mit 274 deutschen Unternehmen den zehnten Rang bei den internationalen Investoren. Auch in der Region Unterfranken haben chinesische Eigentümer wesentliche Anteile an verschiedenen Unternehmen erworben, beispielweise bei KION Aschaffenburg, Preh Bad Neustadt, Texpa in Saal; Jinfeng Automotive Kitzingen, Schmitter Group Thüngen/ZhongDing Lohr. Ihre Motivation laut dem Institut für Weltwirtschaft in Kiel: In der asiatischen Volksrepublik sollen Innovationen und hochwertige Produktionen gefördert werden. Dazu setzen sie auf den Zugang zu wissenschaftlichem Know- how und fortschrittlichen Technologien.
Unabhängig von volkswirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Erwägungen bieten chinesisch geführte Unternehmen zahlreiche Arbeitsplätze und stellen die lokal gewonnenen Arbeitskräfte vor einige kulturell bedingte Herausforderungen – die asiatischen Führungskräfte verfolgten eine im Vergleich zu ihren westlich ausgebildeten Pendants anders ausgeprägte Arbeitsweise. Ziel war es, nach Möglichkeiten eines harmonischen Miteinanders zu suchen.
Anhand von Literaturarbeit und fünf vertiefenden Expertinnen- und Experteninterviews stellten die Studierenden einige wesentliche Unterschiede fest:
- Zentral für das Führungsverständnis chinesischer Managementkräfte seien Jahrtausende alten Denklinien, wesentlich inspiriert von Konfuzius, dem Buddhismus und in der Neuzeit vom Maoismus.
- Ein harmonisches Miteinander steht im Zentrum der Zusammenarbeit: Chinesische Managementkräfte seien mit der Pflege der Beziehungen im Unternehmen und auch außerhalb beschäftigt und nähmen an privaten Themen ihrer Mitarbeitenden Anteil.
- Der Kommunikationsstil sei eher indirekt, die übermittelten Botschaften „interpretationsbedürftig“.
- Die strategische Planung erfolge langfristig, in der Umsetzung aber eher pragmatisch und je nach Situation.
- Die Zusammenarbeit habe die Hierarchien und die damit verbundenen Rollenerwartungen zu respektieren.
In China werde oft ein hohes Arbeitsethos geschätzt mit langen Arbeitszeiten, während in Deutschland eine ausgewogene Work- Life-Balance und verbindliche Arbeitszeitgesetze einen höheren Stellenwert hätten.
Es werde weitere vertiefende Studien geben, so das Studierendenteam. Die chinesischen Denkschulen böten aus ihrer Sicht interessante Inspirationen auch für westlich geprägte Mitarbeitende und Managementkräfte. Diese werden demnächst in THWS-Publikationen vorgestellt.