THWS-Symposium zur Zukunft des nachhaltigen Gebäudemanagements
Wie können Gebäude in Zukunft nachhaltig bewertet und gemanagt werden? Mit dieser Frage hat sich das Symposium des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundprojekts REKLINEU (Regionale Wege für klimaneutrale Hochschulen) beschäftigt. Dieses wird gemeinsam von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS), der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) durchgeführt und beschäftigt sich vorrangig mit der nachhaltigen Transformation von Hochschulen mit Fokus auf Treibhausgas-Bilanzierung, Gestaltungsmaßnahmen der Reduktion von Emissionen und Optionen der regionalen Kompensation von Emissionen. Nicht nur öffentliche Einrichtungen, sondern auch Unternehmen stehen aktuell vor dieser Herausforderung.
Das Kernthema des Symposiums war die nachhaltige Bewertung und das energieeffiziente Management von Gebäuden. Der Erfahrungsaustausch während des Symposiums zeigte, wie die Unternehmenswelt und die THWS von gegenseitiger Expertise profitieren können. Rund 60 Teilnehmende diskutierten auf Basis der Vorträge von Experten aus verschiedenen Bereichen und Unternehmen über ihren Umgang mit nachhaltiger Gestaltung von Gebäuden. „Erschreckend und ermutigend zugleich war das Bild, das die Vortragenden hinsichtlich der Bedeutung des Bauens hinsichtlich der Emissionen und Nachhaltigkeitseffekte darstellten“, so Prof. Dr. Ulrich Müller-Steinfahrt, Moderator des Symposiums, Teilprojektleiter von REKLINEU und Leiter des Instituts für angewandte Logistik an der THWS. Laut Prof. Dr.-Ing. Normen Langner, Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen der THWS, kommen auf jeden Einwohner Deutschlands über 500 Tonnen Baustoffe. Um die sogenannten „Entwicklungsländer“ auf den Stand von Industrienationen zu bringen, seien ca. 1.800 Mrd. Tonnen Baustoffe notwendig. Dies sei für die Welt nicht leistbar und hier gelte es, Alternativen zu finden, um den enormen Ressourcenverbrauch nicht noch weiter in die Höhe zu treiben, so Prof. Dr. Langner. „Worst First“, lautet das Motto der Koenig und Bauer AG, wie deren Immobilienverantwortlicher Christoph Weipert berichtete. Gemeint ist damit, was bei begrenzten finanziellen Mitteln wirksam zuerst angegangen werden sollte. Das bedeutet zu prüfen, welche Gebäude die größten Treibhausgas-Treiber sind – dort müsse mit Maßnahmen entgegengewirkt werden. Dabei gelte es jedoch auch stets, den 5.700 Mitarbeitern der König und Bauer AG gerecht zu werden und durch Wettbewerbsfähigkeit regionale Arbeitsplätze zu sichern.
Uwe Großmann, Geschäftsführer der MeteoViva GmbH aus dem nordrhein-westfälischen Jülich und Marcus Kohnke, Leiter Nachhaltigkeit und Governance der Frankfurter Deka Immobilien Investment GmbH, zeigten Wege, wie man technische Möglichkeiten einbeziehen kann, um die Treibhausgas-Emissionen im Gebäudebetrieb zu reduzieren. Durch die Analyse des Energiebedarfs und durch intelligente Nutzung der Energie über die Systeme von MeteoViva können im Schnitt über 20 Prozent des Gebäudeenergiebedarfs reduziert werden. Allein durch die Verwendung der richtigen Energie zur richtigen Zeit könne schon einiges an Treibhausgas-Emission eingespart werden, so Marcus Kohnke.
Bereits bei der Gebäudegestaltung sollte die Frage nach der Gestaltung der Räumlichkeiten gestellt werden, damit diese für mehrere Zwecke genutzt werden können, findet Tobias Ossenberg-Engels, Geschäftsführer der OECC Concepts & Consulting GmbH in München. Zum einen fehle es häufig an der Vision, zum anderen am Fortschreiten der Architektur, um mit den richtigen Lösungen die Probleme der Zeit anzugehen.
Univ.-Prof. Dr. Catrin Gersdorf und Lena Pfeifer von der JMU betrachteten ein Haus aus literarischer Perspektive und gaben über die Graphic Novel „Here“ von Richard McGuire (2024) Einblicke in die zeitgeschichtliche Einordnung eines Wohnhauses und wie sich dessen Bedeutung in den Jahren veränderte.
In einem abschließenden Podiumsgespräch stellte Prof. Dr. Müller-Steinfahrt mit den Referenten Wege und Ansätze für ein nachhaltiges Bauen, Managen und Umgestalten von Gebäuden sowie Potenziale für alternative Nutzungskonzepte von Räumen in der Zukunft heraus. Vieles sei mit einem gesamtgesellschaftlichen Umdenken und großem politischen Mut möglich, so Prof. Dr. Müller-Steinfahrt, der als Nachhaltigkeitsbeauftragter der THWS auch für die Hochschule hier wesentliche Ansatzpunkte sieht.